Jeder könnte als nächstes dran sein - Irenes Story

Wie eine 12-jährige ihre Gemeinde vor COVID-19 schützt

Im ländlichen Norden Ghanas setzt sich die 12-jährige Irene unermüdlich gegen die Verbreitung der Corona-Pandemie ein. Sie geht von Tür zu Tür, klopft an und geht große Schritte zurück. Sobald sich jemand von innen meldet, erklärt sie, dass sie hier sei, um der Familie zu vermitteln, wie sie sich vor dem Virus schützen können.

In ihrer Gemeinschaft gehen Gerüchte um, dass das Trinken von Alkohol oder Beten eine Infektion verhindern könnten. Irene klärt ihre Nachbarn auf und zeigt ihnen, wie richtiges Händewaschen geht und vermittelt ihnen Präventionsmaßnahmung. Dann nimmt sie die Namen der Kinder auf, die von den Schulschließungen betroffen sind um sicherzustellen, dass sie Lernmaterialien nach Hause geschickt bekommen. Und weiter geht’s zur nächsten Haustür.

Irene hat sich seit Juni dieser freiwilligen Aufgabe angenommen, kurz nachdem die Schulen in Ghana geschlossen wurden. Ghana bietet zwar Radio- und Fernsehunterricht für Kinder an, aber der Distrikt Tolon, in dem Irene lebt, ist einer der ärmsten des Landes. Mehr als 40’000 Menschen leben in extremer Armut und können sich Fernsehen oder ein Radio nicht leisten. Der mangelnde Zugang zu Nachrichten bedeutet auch, dass Informationen über COVID-19 hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet werden. Gerüchte und Spekulationen vermischen sich dabei leicht mit den wenigen akkuraten Informationen.

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Irene ist erst 12, aber sie geht in der Krise entschlossen voran und hilft ihrer Gemeinde sich vor COVID-19 zu schützen.

Ghana hatte mehr als 46.000 COVID-19 Infektionsfälle

Als die Schule geschlossen wurde, saß Irene zu Hause bei ihrer Familie fest, musste Arbeiten für den Haushalt erledigen und fragte sich, wann sie wieder zur Schule gehen würde. Eines Tages klopfte es an der Haustür. Eine Lehrerin, die als Freiwillige in einem Right To Play Programm arbeitet, stellte sich Irenes Eltern vor und erklärte, dass sie hier sei, um sie dabei zu unterstützen, sich vor COVID-19 zu schützen und Irene zu helfen, weiterzulernen.

"Unsere Nachbarn glauben nicht, dass das Corona-Virus existiert"

"Unsere Nachbarn glauben nicht, dass das Corona-Virus existiert", sagt Irene. "Ich selbst hatte ebenfalls Zweifel, weil meine Eltern es auch nicht geglaubt haben, aber nach meinem Treffen mit der Lehrerin habe ich erkannt, dass das Virus echt ist.»

Die Lehrerin erklärte der Familie, dass es sich bei COVID-19 um eine ernstzunehmende Atemwegsinfektion handelt und dass sie durch eine sorgsame Hygiene und angemessene Distanz verhindert werden könne. Sie führte die ganze Familie durch eine Reihe von Präventionsmaßnahmen und übergab ihnen schließlich einige Bücher und ein Übungspaket, damit Irene auch trotz geschlossener Schule zu Hause lernen kann.

Das neue Wissen über die Risiken von COVID-19, motivierte Irene dazu, dem Beispiel ihrer Lehrerin zu folgen und die Familien in ihrer Nachbarschaft aufzuklären.

"Die Regierung kann nicht alles tun", sagt Irene mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. "Um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, müssen wir alle unseren Freunden und Familien helfen, sich zu schützen. Wir sollten uns in dieser Sache einig sein." So geht sie von Tür zu Tür und übermittelt dieselben Informationen und Übungen an ihre Nachbarn, die ihr die Lehrerin gezeigt hat.

“IRENE UNTERSTÜTZT UNS, DAMIT SICH NIEMAND AUS UNSERER GEMEINSCHAFT MIT DEM VIRUS INFIZIERT.” – SALIFU, NACHBAR
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Nach den Gesprächen mit den Familien, verbringt Irene Zeit mit den Kindern und zeigt ihnen ihre Märchenbücher, aus denen sie sich dann abwechselnd laut vorlesen.

Der Bezirk Tolon blieb bisher von einem Ausbruch des COVID-19-Virus verschont, was zu einem großen Teil der wichtigen Präventionsarbeit von Lehrpersonen und jungen Freiwilligen wie Irene zu verdanken ist. Sie haben sich der Herausforderung gestellt, die Gemeinde zu schützen. Dennoch möchte Irene ihr Engagement fortführen, bis die Pandemie vorüber ist.

"Jeder kann als nächstes dran sein, und man weiß es vielleicht nie", sagt Irene. "Wir müssen uns vor dem Virus schützen."