Lernen trotz geschlossener Schulen - Mateus' Story

Wie ein 10-jähriger sich weigerte, sich von COVID-19 vom Lernen abhalten zu lassen

Mateus verbringt seine Morgen damit, das Haus seiner Familie zu fegen und den Haushalt zu erledigen. Da die Schulen in Mosambik aufgrund von COVID-19 immer noch geschlossen sind, sitzt er zu Hause fest. Wenn er seine Aufgaben erledigt hat, rennt er hinein, öffnet sein Schulheft und setzt sich vor den Fernseher. Aber er sieht keine Cartoons. Er sieht sich TELESCOLA an, ein Fernlernprogramm, das 1,2 Millionen Kindern in ganz Mosambik hilft, mit ihrem Lernpensum Schritt zu halten, während die Schulen geschlossen sind.

Mateus ist 10 Jahre alt und in der 5. Klasse. Er lebt mit seiner Familie in einer kleinen Stadt in Maputo und liebt die Schule. Er lernt besonders gerne Portugiesisch (Mosambiks Amtssprache), weil der Lehrer, nach seiner Ausbildung durch Right To Play, Wortspiele und andere lustige Übungen verwendet. Er ist auch schon sehr gespannt darauf, wie ihm seine schulische Entwicklung eine Welt voller Möglichkeiten für seine Zukunft eröffnen wird, in einem Land, in dem nur 46% der Schüler die Grundschule abschließen. Aber die Schulschließungen durch COVID-19 gefährdeten all das.

Die 5. Klasse ist für Schüler in Mosambik besonders wichtig, da in diesem Jahr die Prüfungen geschrieben werden, die darüber entscheiden, ob die Schüler mit der nächsten Schulphase fortfahren können. Mateus war zuversichtlich, dass er bestehen würde - und dann schloss COVID-19 seine Schule. Die Prüfungen von Mateus wurden verschoben, bis die Schulen wieder geöffnet werden, wann immer dies der Fall sein wird.

„Ich hatte Angst, nicht zu wissen, ob wir wieder zur Schule gehen können, weil die Schüler der 5. Klasse dieses Jahr ihre Prüfungen haben“ - Mateus
Mateus - Lockdown Won't Stop Me - Image 1 - Web.jpg

Es dauerte nur ein paar Tage, bis der Spaß, ohne Schule zuhause bleiben zu können, sich in Langeweile, Angst und Frustration wandelte. Um ihn zu beschäftigen, teilten seine Eltern ihm Hausarbeiten zu. Aber im Hinterkopf dachte Mateus über seine Prüfungen nach. Jeder Tag, an dem er nicht zur Schule ging, war ein Tag, an dem seine Fähigkeiten in Mathe und Lesen immer stärker einstaubten. Je länger er nicht zur Schule ging, desto weniger wahrscheinlich wurde das Bestehen der Prüfungen.

Vor dem Hintergrund unterbrochener Beschulung gibt es jedes Jahr Tausende von Schulabbrechern in Ländern Subsahara-Afrikas. Jungen und Mädchen verpassen die Schule aus unterschiedlichen Gründen, aber der Effekt ist für beide gleich - sie fallen allmählich hinter ihren Altersgenossen zurück und das Gefühl des Fortschritts, das sie voran treibt, verblasst. Je länger ihr Lernen unterbrochen wird, desto größer ist der Qualitätsabfall ihrer akademischen Fähigkeiten aufgrund mangelnder Übung und desto unwahrscheinlicher wird es, dass sie jemals wieder in die Schule zurückkehren.

Dieses Problem ist älter als COVID-19, hat sich jedoch aufgrund von Schulschließungen im Zusammenhang mit Pandemien zu katastrophalen Ausmaßen entwickelt. Bildungsexperten schätzen, dass weltweit mehr als 24 Millionen Kinder aufgrund von COVID-19-Schulunterbrechungen die Schule abgebrochen haben. Die größte Anzahl dieser Kinder konzentriert sich auf Länder, in denen nur wenige Familien über Internetverbindungen verfügen und die Möglichkeiten des Fernlernens für die ärmere Bevölkerung nur begrenzt oder gar nicht verfügbar sind. Mateus ist eines der 1,5 Milliarden Kinder auf der ganzen Welt, deren Ausbildung auf Eis gelegt und gefährdet ist. Wie viele andere im ländlichen Mosambik hat seine Familie keinen Computer zu Hause, so dass es unmöglich war, Online-Unterricht zu nehmen. Hier kam das TELESCOLA-Programm ins Spiel.

Mateus Story - Mozambique Reach Stat.jpg

TELESCOLA ist eine Kollaboration zwischen Right To Play und der Regierung von Mosambik, die im Fernsehen übertragenen Unterricht anbietet, der Grundschülern zu Hause hilft, weiter zu lernen. Sie nutzt aktive und spannende Übungen, um den jüngeren Kindern zu Hause akademische Kernfähigkeiten aus Mosambiks nationalem Lehrplan zu vermitteln.

Das Programm nutzt Spiele und speziell entwickelte Aktivitäten, um junge Schülerinnen und Schüler, die mit traditionelleren Lehrmethoden zu kämpfen haben, zu motivieren und so Langeweile und Unaufmerksamkeit entgegenzuwirken, die viele Kinder während des Fernlernens empfinden.

Right To Play wurde für die Gestaltung des Lehrplans ausgewählt, weil wir über umfassende Erfahrung und eine lange Partnerschaft mit der mosambikanischen Regierung verfügen und Lehrer ausbilden, die ähnliche spielerische Methoden in Schulen anwenden. Diese Partnerschaft bedeutete einen raschen Umschwung, so dass Schüler wie Mateus nicht monatelang warten mussten, sondern umgehend wieder Zugang zu Lerninhalten bekamen.

Kurz nach dem Start des Programms erfuhren die Eltern von Mateus durch eine Radiosendung davon. Mateus war begeistert und flehte seine Eltern an, ihn zuschauen und mitmachen zu lassen.

Mateus - Lockdown Won't Stop Me - Image 2 - Web.jpg

"Nachdem ich diese Nachrichten gehört hatte, ließen mich meine Eltern jeden Morgen das TELESCOLA-Programm sehen", sagt er. Er ergriff die Chance, weiter zu lernen, obwohl seine Eltern sich nicht sicher waren, wie die Schule ohne die direkte Aufsicht eines Lehrers funktionieren sollte. Sie besorgten ihm ein Schulheft und ein paar Bleistifte, damit er die Fragen, die TELESCOLA jeden Tag stellte, durcharbeiten konnte.

Ein wichtiger Teil des TELESCOLA-Programms ist die Einrichtung von Fern-Netzwerken zwischen Lehrern und Eltern. Während die meisten Haushalte in Mosambik nicht über Internet verfügen, sind Mobiltelefone weit verbreitet. Sie ermöglichen es den Eltern, mit Lehrern in Verbindung zu treten, um sicherzustellen, dass Schüler wie Mateus ihre Bildungsziele erreichen, und Unterstützung zu erhalten, wenn die Schüler Fragen haben, bei denen ihre Eltern ihnen nicht helfen können.

"Meine Eltern sahen, dass ich meine Fragen aufschrieb und halfen mir bei der Beantwortung, soweit sie konnten. Die Fragen, die sie nicht verstanden, schickten sie an meinen Lehrer, und er erklärte sie durch kurze Videos. Der Lehrer schrieb immer, dass ich es gut machte und ich weiter lernen sollte.”

TELESCOLA wurde über den Sommer und bis in das neue Schuljahr hinein fortgesetzt. Die Schulen bleiben geschlossen, so dass Mateus seine Prüfungen noch nicht geschrieben hat, aber die Ängste, die er in diesen ersten lustlosen Tagen empfand, sind verflogen, und er ist voller Selbstvertrauen und neuer Begeisterung. Er schaut weiterhin jeden Wochentag TELESCOLA und macht fleißig die Übungen. Auch wenn er sich nicht sicher ist, wann er wieder in den Unterricht kommt, um die Prüfung zu schreiben, sagt er: "Ich bin froh, dass ich zu Hause weiter lernen kann, ich bin sicher, dass ich gute Noten haben werde, wenn wir wieder zur Schule gehen".